In Hamburg unterstützt der Cross Innovation Hub die Kollaboration von Unternehmen und Kreativen, um Innovationen anzustoßen und voranzutreiben. Welchen Beitrag leistet die Kreativwirtschaft in einem neuen, zukunftsfähigen Innovationsökosystem?
Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen neue Wege gegangen und aufgezeigt werden. Genau darin liegt die Stärke der Kultur- und Kreativwirtschaft, insbesondere auch im Bereich der nicht-technischen Innovationen. Wir werden immer digitaler, immer schnelllebiger. Wer wüsste besser damit umzugehen als kreative Köpfe, die sich ständig ausprobieren und neu erfinden. Die Kreativwirtschaft ist schon länger dabei, sich klimaneutraler und umweltfreundlicher aufzustellen. Gerade im Bereich der Kreislaufwirtschaft sehe ich viel Potential. Wie müssen die Produkte von morgen aussehen, damit wir möglichst wenig Ressourcen verbrauchen und die, die wir nutzen, möglichst langlebig sind? Bei Design und Architektur bewegt sich viel. Auch andere Teilbranchen wie die Film- oder Musikwirtschaft setzen immer mehr auf innovative, ökologische Konzepte.
Vor welchen Herausforderungen steht die Kreativwirtschaft in Deutschland aktuell und in Zukunft?
Es wird im Kulturbereich herausfordernder, Fach- oder Arbeitskräfte zu gewinnen – oder auch einfach nur zu halten. Viele Unternehmen finden keine geeigneten Azubis, der Nachwuchs bleibt also weitgehend aus. Hier müssen wir gemeinsam überlegen, wie die Branche weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sein kann und welche Rahmenbedingungen sich verbessern müssen. Die Covid-19-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Kreative sich notgedrungen eine andere Arbeit suchen mussten, weil sie keine Aufträge mehr erhielten. Nicht alle sind an ihre alte Stelle zurückgekehrt. Zusätzlich gibt es im Kreativbereich viele Soloselbstständige, von Tontechniker*innen bis zu Kleinkünstler*innen. Die Pandemie hat ihre lückenhafte wirtschaftliche und soziale Absicherung verschärft. Die Sorge vor Altersarmut ist bei Soloselbstständigen sehr real. Auch die gestiegenen Energiepreise durch den russischen Angriffskrieg setzten die Kultur- und Kreativbranche unter Druck. Kinos, Theater oder Clubs müssen viel Kraft und Kreativität aufwenden, um diese Preissteigerungen abzufedern. Nicht allen wird das möglich sein, denn nach den Pandemiejahren fehlen da die Rücklagen.