Auf unserer Fahrt Richtung Nordsee bricht die Januarsonne durch die Wolkendecke. „Als Erstes habe ich einen Puppenworkshop bei einer Designerin gemacht, um ein Gefühl für die Komplexität zu bekommen“, sagt David Amoateng. Mehr als hundert Arbeitsschritte stecken in der Herstellung einer Puppe. „Gemeinsam mit unserer Produktdesignerin Sue Göldner, die seit Tag eins mit dabei ist, habe ich dann unsere Designs und Schnittmuster ausgearbeitet.“ Mit dem ersten Exemplar machte er sich auf die Suche nach einem Herstellungspartner – unter anderem in Ghana, dem Geburtsland seines Vaters. Die Näherei, die er sich wünschte, sollte Manufakturcharakter haben, Qualität und Handarbeit in den Puppen schlussendlich erkennbar sein. Zudem müssen Kinderprodukte, die auf dem europäischen Markt verkauft werden, hohe Standards und Richtlinien erfüllen. Da er keinen geeigneten Betrieb fand, gründete er mit seinem Studienfreund und heutigen Geschäftspartner Gideon Frimpong Baah, den er in China kennengelernt hatte, kurzerhand in Ghana selbst zwei Schneiderei-Standorte. Gut zwanzig Mitarbeiterinnen sind heute an der Umsetzung von Little-Ashé-Produkten beteiligt, unter fairen Arbeitsbedingungen und Gehältern, wie David Amoateng sagt.
Puppen, die den Ozean überqueren
Wenn eine Charge fertig ist, wird sie verpackt und erreicht nach einer Ozeanüberquerung die norddeutsche Kleinstadt Meldorf. Alle paar Wochen schaut David Amoateng dort vorbei, so wie heute. Die Puppen lagern in einem großen Regal in einer geräumigen Halle, sortiert nach Produktnamen. Wir entleeren einen der Plastiksäcke auf dem Tisch. Henry, Mira und ihre Zeitgenoss*innen blicken uns etwas verschmitzt von der Seite an – eine bewusste Designentscheidung, wie David Amoateng erklärt. „Ich habe mich mit vielen Familien unterhalten, die Puppen eher gruselig fanden. Ihre Augen starren immer geradeaus, mitten in die Seele. Das wollten wir anders machen.“ Außerdem werden im Herstellungsprozess auch Hände und Füße der Puppen abgesteckt, so können Kinder spielerisch lernen, Finger und Zehen zu zählen.