Tanja Hildebrandt ist mit ihrem Studio Re.Frame schon Teil eines solchen Kollektivs. Die Kommunikationsdesignerin sieht Kollektive hinsichtlich Arbeitsweise und Transparenz als eine Art „Gegenpol“ zu den klassischen Agenturen: Entscheidungen werden im Team getroffen, Tagessätze stehen auf der Website. Und irgendwann, so Hildebrandt, soll es noch einen Schritt weiter gehen: Dann will Re.Frame zur Genossenschaft werden.
Soziales, ökologisches Design
Das Verständnis der eigenen Rolle korrespondiert mit einer inhaltlichen Entwicklung – denn der Designbranche wird auch bei der Gestaltung des ökologisch, sozialen und wirtschaftlichen Wandels eine zentrale Rolle zugesprochen. Kultursenator Carsten Brosda etwa bezeichnet Designer*innen als die „Blaupausenbauer unserer Welt von morgen.“ Statt Wegwerfprodukte zu gestalten, spezialisieren sich Hamburger Studios wie Indeed Innovation, Design for Human Nature und Re.Frame auf die Entwicklung nachhaltiger Produkte, Dienstleistungen und Digitalwelten.
„Die wirtschaftliche Transformation birgt eine große Chance für uns“, sagt Tanja Hildebrandt. Über 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts hängen laut eines Vorschlag für eine EU-Ökodesign-Verordnung von Designentscheidungen ab. Das Design bestimmt, wie haltbar ein Produkt ist, ob wir es reparieren, nachrüsten und recyceln können. So trifft Kreativität auf Kreislaufwirtschaft und Verhaltensforschung.
Hamburg habe die Chance, einen interdisziplinäreren Designbegriff aufzubauen, sagt auch Professor Fezer. „Die großen und dringlichen ökologischen und sozialen Fragen können Unternehmen nicht allein beantworten“, sagt er. „Daher sehe ich im Design eine große Dynamik weg von Industrie und Markt, hin zu einer Praxis für städtische und gesellschaftliche Akteure wie Stiftungen, NGOs und lokale Institutionen.“