Der Cross Innovation Hub wird mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) co-finanziert.

14.5.2020

Coronavirus

Konjunkturprogramm gegen die Krise

Die Krise als Chance zu nutzen heißt, Wege zu finden, wie das Kerngeschäft während und nach der Pandemie wettbewerbsfähig bleibt. Hier stellen wir drei konkrete Herangehensweisen vor, die als Ergebnis aus dem Konjunkturprogramm "Emergency Lab 2020" hervorgegangen sind.

In Hamburg und auf der ganzen Welt leidet die Wirtschaft unter den Folgen der Corona-Krise. Damit Firmen nicht gezwungen werden, Stellen abzubauen oder gar ihren Standort zu schließen, haben zahlreiche Länder Hilfsprogramme und Schutzschirme aufgelegt. Zwar blieb die große Insolvenzwelle im April noch aus, bemerkt die FAZ, doch das wird nicht so bleiben. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Umfrage der DZ Bank. Demnach habe jedes fünfte mittelständische Unternehmen in Deutschland bereits Förderkredite beantragt und mehr als die Hälfte habe ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. 

"You should double down on innovation"

Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) seien laut der DZ Bank wandlungsfähig und könnten zu anderen Maßnahmen greifen oder eine Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells in Betracht ziehen. Davon ist auch Jesse Nieminen überzeugt. Auf seinem Blog schrieb der Innovationsexperte jüngst über das Innovationspotential von Konjunktureinbrüchen. Dass Unternehmen sich im Falle einer Wirtschaftskrise so gut wie möglich abzusichern versuchten, sei erst einmal eine nachvollziehbare und gesunde Reaktion.

In der Regel bedeute das den Rückzug auf das Kerngeschäft, Finanzpolster aufzubauen, Betriebskosten zu senken und zukünftige Investitionen zu reduzieren. Dies sollte jedoch nicht in Abteilungen für Innovation und Unternehmensentwicklung geschehen, mahnt Nieminen, da Kürzungen in diesen Bereichen dem Unternehmen auf lange Sicht eher schaden als es zu entlasten. "When tough times are ahead, you should double down on innovation" – mit anderen Worten: Die Gefahr, die einer Krise innewohnt, ist nicht allein im Konjunkturabschwung zu verorten. Einsparungen im Bereich der Innovation und Ideengenerierung werden spätestens dann zum Verhängnis, wenn die Wirtschaft wieder einen Aufschwung erlebt und die Konkurrenz von allen Seiten mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen ungebremst vorbeirauscht. Die Krise als Chance zu nutzen heißt also, Innovationsbemühungen auf die Verbesserung von Produktivität und Effizienz zu konzentrieren, um Wege zu finden, wie das Kerngeschäft nicht nur während, sondern auch nach der Krise wettbewerbsfähig bleibt.

Konjunkturprogramm für Hamburger KMUs und Soloselbstständige

Aus diesem Grund hat der Cross Innovation Hub im April 2020 mit dem Emergency Lab ein Konjunkturprogramm gestartet, das Hamburger KMUs genau das bietet, was sie in der Krise brauchen: Den Rahmen für eine schnelle und innovative Krisenbewältigung. Gleichzeitig unterstützt das Emergency Lab auch kreativschaffende Soloselbstständige der Stadt. Das Programm will ihre Innovationskraft nutzen, um neue Wege aus der Krise zu finden und ihnen in einer sicherlich schwierigen Auftragslage zu helfen.

Nach einer kurzen Bewerbungsphase, wurden aus 138 Bewerbungen aus der Kreativwirtschaft sechs Teilnehmende ausgewählt. Auf Unternehmensseite hatten sich 15 Hamburger KMUs beworben, von denen es drei ins Emergency Lab schafften. Innerhalb von nur zwei Tagen entwickelten die Unternehmen LCe Light - Control eventtechnik GmbHAverdung Ingenieure & Berater GmbH und ein Beratungsdienstleister für Personalentwicklung gemeinsam den mit ausgewählten Expertinnen und Experten Sofortlösungen für ihre indivduellen Herausforderungen. Ziel war es, erste Konzepte oder Prototypen zu entwickeln, die den Unternehmen während und nach COVID-19 von essentiellem Nutzen sein sollen. Wie verlief die Zusammenarbeit der Remote Teams und was waren die Ergebnisse? Wir haben mit Shahira Youssef und Stefan Bühl gesprochen, die als Kreativschaffende am Emergency Lab teilgenommen haben:

Interview

Shahira, als du dich entschieden hast, beim Emergency Lab mitzumachen, wusstest du noch nicht, welche Unternehmen dabei sein werden. Was war deine Motivation dich zu bewerben?

SY: Ich fand den Gedanken gut. Weil es so naheliegend ist, Menschen, die kreativ denken und Unternehmen, die gerade vor großen Herausforderungen stehen, zusammenzubringen. So naheliegend, dass es komischerweise sonst wenige tun, zumindest nicht so niedrigschwellig. Denn gerade in Branchen, in denen augenscheinlich nicht kreativ gearbeitet wird, ist Kreativität gefragt. 

Wie ist es für dich als Kreativschaffende in der Krise zu arbeiten?

SY: Bislang habe ich die Zeit nicht als Limitierung empfunden. Die Krise fordert meine Kreativität, weckt Ideen und die sprudeln dann vielmehr als dass sie versiegen. 

Du warst im Projekt für den Beratungsdienstleister für Personalentwicklung involviert. Worin lag die Herausforderung des Unternehmens und was war eure Strategie?

SY: Im Gespräch mit dem Partner haben wir gemerkt, dass die Probleme nur zum Teil mit den Auswirkungen der Corona-Krise zusammenhängen, vieles berührte eher den Kern, das heißt die Marke. Der erste Teil unserer Präsentation setzt sich deshalb konzeptionell nur mit der Marke auseinander. Im zweiten Teil haben wir uns Kampagnenansätze überlegt, mit denen man Anzeigen, Mailings und weitere Kommunikationsmaßnahmen konkret und unmittelbar umsetzen könnte – jedoch mit der Empfehlung, vorher an der Marke zu arbeiten. 

Warum ist es so wichtig, in dieser Situation auch die Marke mitzudenken? 

SY: Ohne die Marke mitzudenken und zu fühlen funktioniert gar nichts. Was wir geliefert haben, sind eine Menge Kampagnenideen, die man direkt in die Umsetzung geben könnte, plus entsprechende Touchpoints. Allein können diese Maßnahmen aber das Problem nur symptomatisch auffangen.   

Stefan, in eurem Lösungsansatz für Averdung spielte weniger die die Überarbeitung des Markenkerns eine Rolle als vielmehr die Visualisierung eines internen Arbeitsprozesses. Wie seid ihr vorgegangen?

SB: Wir haben uns etwa einen Tag Zeit genommen, um die internen Workflows des Partners zu verstehen und mit unserem Know-How abzugleichen. Averdung ist aktuell noch nicht von der Krise betroffen, bereitet sich aber intensiv darauf vor, indem sie einen besseren Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fokussieren. Die Herausforderung bestand dann darin, einen umstrukturierten Workflow für die Mitarbeitenden multimedial aufzubereiten, so dass das Unternehmen gestärkt aus der Krise herausgehen kann. 

Was war deine persönliche Herausforderung in dem Projekt?

SB: Als Kameramann und Filmemacher habe ich natürlich Kompetenzen im Bewegtbild. Ich habe mich also zu Beginn gefragt, wie ich mich mit meinem Wissen konkret in dem Projekt einbringen kann. Während meine Projektpartnerin Tiziana sich überlegt hat, über welche Maßnahmen man den Workflow grafisch an die Mitarbeitenden herantragen kann, bin ich parallel in die Ausarbeitung für kleine Videoproduktionen gegangen, mit denen die Leute einerseits den Workflow nachvollziehen, andererseits aber auch interaktiv an ihm teilhaben können. 

Wie fällt dein Fazit nach zwei Tagen Emergency Lab aus?

SB: Es fordert ein hohes Maß an Kreativität, um Arbeitsworkflows bunt und interaktiv zu gestalten. Eine Herausforderung, die ich jederzeit wieder annehme.

Danke für das Gespräch, Shahira und Stefan!

 

 

Alle Projekte auf einen Blick

Einer der drei Partner im Emergency Lab war ein Beratungsunternehmen, das Firmen bei der Personalauswahl und -entwicklung unterstützt. Der Dienstleister erstellt und verkauft eine große Anzahl unterschiedlicher Personaltests für verschiedene Zielgruppen und Fragestellungen.

Herausforderung: Viele Firmen haben aufgrund von Corona Personalentwicklungsmaßnahmen und Rekrutierung eingestellt. Somit wird der Bedarf an Personaltests geringer. Wie kann das Hamburger Beratungsunternehmen trotzdem kurzfristig Umsatz generieren?

Lösung: Mit der Erstellung einer Werbeanzeige wurde eine konkrete Kommunikationsmaßnahme ausgestaltet, die im Hamburger Abendblatt platziert/geschaltet werden soll. Sie dient dazu, Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu überzeugen, dass aktuell genau der richtige Zeitpunkt ist, sich mit Personalentwicklung und eigener Fortbildung zu beschäftigen. Zudem wurden weitere Marketingmaßnahmen erarbeitet und eine grundsätzliche Weitergestaltung der Unternehmensmarke angestoßen.
Kreations-Team: Shahira Youssef, Thomas Burhorn

Shahira Youssef ist Freelance Art Direktorin und Dozentin aus Hamburg. Nach dem Studium an der HAW Hamburg hat sie erst bei verschiedenen Agenturen gearbeitet, ist dann auf die „Kunden-Seite“ gewechselt und hat sich schließlich selbstständig gemacht. Jetzt unterrichtet sie und bietet Workshops an rund um die Themen Kreativitätstechniken, Marke und Gestaltungsgrundlagen.

Thomas Burhorn hat Jazztrompete und Kulturmanagement studiert. Seitdem ist er als Trompeter unterwegs, als Sound Branding Manager und als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Theater. Seit 2015 widmet er sich als Manager, Bandleader, Arrangeur, Labelbetreiber und Trompeter seinem Herzensprojekt, der Techno Marching Band "Meute".

LCe Light - Control eventtechnik GmbH

LCe Light - Control eventtechnik GmbH ist ein Dienstleister für Veranstaltungstechnik. Bundesweit und über die Grenzen von Deutschland hinaus vermietet und verkauft das Unternehmen technisches Equipment an Veranstalter von Events aller Art. 

Herausforderung: Aufgrund der Corona Krise sind 100% der Aufträge von Messen und Events abgesagt worden. Auch Veranstaltungen dürfen bis auf weiteres nicht stattfinden, sodass LCe Light - Control derzeit keine Veranstaltungstechnik vermieten kann. Wie kann der Dienstleister dennoch Umsatz generieren? 

Lösung: Es wurden konkrete Ideen zur perspektivischen Weiterentwicklung der Dienstleistung ausgearbeitet. Darunter zwei Ansätze wie die Planung und Umsetzung von ortsfester Archtitekturbeleuchtung sowie Office- und Workspace-Design mit der Entwicklung einer Fullservice Dienstleistung im Bereich Kommuniktationstechnik, Akustik und Beleuchtung. Dies ist vor allem wichtig, falls Großveranstaltungen für längere Zeit nicht möglich sind und benachbarte Märkte so mit neuem Angebot bedient werden können. Als kurzfristige Sofortlösung wurden weitere Produktideen wie z.B. die “Picknick Islands” erarbeitet. Dabei handelt es sich um Picknickdecken, die für eine sitzende Person den Sicherheitsabstand von 1,50 Metern zu allen Seiten erfüllen. Dadurch können sich Menschen auf Abstand im Freien treffen und miteinander Zeit verbringen.

Kreations-Team: Leilani Franco, Peter Unzeitig

Von VR, AR, Motion Capture über Livestream, iOT bis hin zu Grafikdesign: Als Kontorsionist und kreative Technologin entwickelt Leilani Franco Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Technik und schließt sich ohne Zweifel der Revolution der Digitalisierung der Künste an.

"In der Universalität liegt die Chance des Industrial Design" - dieses Zitat von Jupp Ernst aus den frühen 1950er Jahren beschreibt die Arbeit von Peter Unzeitig wohl am besten. 

Averdung Ingenieure & Berater GmbH

Averdung ist ein Dienstleister für die Beratung, Planung, Finanzierung und Bauüberwachung von Projekten, die energieeffizient und durch erneuerbare Energien umgesetzt werden wollen. 

Herausforderung: Durch die Corona-Krise musste der interne Arbeitsprozess für die Projektarbeit verkürzt und angepasst werden. Dadurch entstand die Frage, wie sich der Arbeitsprozess so nutzerfreundlich und intuitiv visualisieren lässt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während und nach der Corona-Krise effektiv weiterarbeiten und Averdung als Unternehmen wirtschaftlich überleben kann.

Lösung: Es wurde ein nutzerzentrierter Gesamt-Workflow mit analogen und digitalen Parts entwickelt, um die internen Prozesse für die Mitarbeiter*innen zu verbessern und effektiver zu gestalten. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus visuellem Management und digitalen Medien, welche z.B. mit QR- Codes verknüpft werden. Somit können die internen Workflows zum Leben erweckt werden.

Kreations-Team: Tiziana Flavia Mazzera, Stefan Bühl

Stefan Bühl ist mit großer Leidenschaft Director of Photography für Extremes. Er ist Cinematograf, Coach und Leistungssportler, based in Hamburg. Während seiner Arbeit im Emergency Lab war für ihn der entscheidende Moment für den Projekterfolg, sich mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Unternehmen auszutauschen und mit ihnen gemeinsam etwas zu entwickeln.

Tiziana Flavia Mazzara ist studierte Produktdesignerin und hat sich auf analytisches Arbeiten und Design Thinking spezialisiert. Ob Wissenschaft, Technik, Kultur oder Psychologie, sie interessiere sich für viele Bereiche. Ihr Ansatz ist ganzheitlich und methodisch, mit dem Ziel im Bereich von Industriedesign und UX/UI Design innovative Lösungen zu entwickeln.

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