
31.10.2023
Interviews: Lara M. Gahlow
Illustration: Sebastian König
Neue Tools, veränderte Arbeitsprozesse, ungeahnte Ergebnisse – Künstliche Intelligenz (KI) ist von der Zukunftserzählung zur Arbeitsrealität geworden. Wie sehen Expert*innen künftig die Rolle der Kreativen?

„KI wird die Kreativwelt verändern und verändert sie bereits. Allerdings bedeutet das nicht zwingend etwas Negatives für Kreative. So war auch Anfang der 90er der Aufschrei groß, als die beginnende Digitalisierung den Stift und das Papier für beispielsweise Grafikdesigner*innen nahezu überflüssig machte. Der Nutzen neuer Technik war am Ende für alle Beteiligten groß: Kreative konnten sich weiterentwickeln und neue Methoden evaluieren, Unternehmen profitierten gleichermaßen davon. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass das für Kreativarbeit mit und durch KI ähnlich sein könnte.“
Ariane Jung
Senior Associate bei PLANIT // LEGAL, einer juristischen Beratung für Rechtsfragen der Digitalisierung

„Im Zeitalter der generativen KI arbeiten Kreative verstärkt im Team mit AI-Modellen. Das Schwergewicht verschiebt sich von der Ausführung zur Konzeption: Briefings, Prompts und Trainingsdaten sind die Schlüssel. Menschen wählen und kuratieren künftig AI-Arbeitsergebnisse. Die Kreativindustrie könnte etwas weniger Menschen beschäftigen, aber die Anforderungen an die Konzeptionsarbeit steigen. Eine aufregende Zukunft erwartet uns!“
Peter Kabel
Gründer, Berater und ordentlicher Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

"KI kann keine eigenständige Kunst entwickeln. Generative KI reproduziert ihre Trainingsdaten, also unsere Werke und Leistungen, und reagiert auf die Befehle, die sie erhält. Das Urheberrecht ist ein Menschenrecht, es gilt nicht für Maschinen. Die Schöpfer*innen von Kunst, Kultur und Medien bleiben Menschen – auch wenn sie KI-Tools zur Unterstützung nutzen."
Matthias Hornschuh
Komponist und Sprecher der Kreativen in der Initiative Urheberrecht

„Die Mehrheit der Kreativen wird wohl nicht in der Lage sein, mit der Flatrate der Tech-Unternehmen kommerziell zu konkurrieren. Wobei es für jene Unternehmen unerheblich sein wird, ob jemand vom kreativen Beruf ins kreative Hobby rutscht, solange er*sie als Datenquelle nicht versiegt. Für die Verbleibenden stellt sich die Frage: Wenn mehr und mehr kreative Entscheidungen einer KI überlassen werden, was macht das mit meinem Werk, mit unserem kulturellen Erbe und unserer gesellschaftlichen Kommunikation?“
Tobias Wüstefeld
Motion Director und Illustrator
Wer dranbleiben möchte, findet in unserer Veranstaltungsreihe „KI & Kreativwirtschaft“ spannende Events zu den Themen Strategie, Tools und Recht mit diversen Expert*innen im SPACE, unserem neuen Innovationsraum. Verpasst nicht Ausgabe #2: KI & Tools sowie Ausgabe #3: KI & Recht.