Initiativen derHamburg Kreativ Gesellschaft

„Mind the Progress“ regt vielschichtigen Diskurs an

Circa 250 Gäste aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft setzten sich im Oberhafenquartier mit den Chancen und Risiken des technologischen Fortschritts auseinander.

„Mind the Progress“ regt vielschichtigen Diskurs an -

Die Digitalisierung in ihren vielschichtigen Dimensionen verstehen, sich eine eigene Meinung bilden und den Wandel aktiv mitgestalten – dies war der Grundtenor bei Mind the Progress, unserem Digitalkongress am 31. Mai und 1. Juni 2018 im Oberhafenquartier. Rund 30 nationale und internationale Speaker/innen setzten in variantenreichen Panels und Vorträgen Kreativität und Digitalisierung, Inhalt und Technologie zueinander ins Verhältnis. Circa 250 Gäste aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigten sich intensiv mit den positiven wie negativen Auswirkungen des technologischen Fortschritts. Nach dem erfolgreichen Auftakt steht die Fortsetzung des Kongresses im Jahr 2019 bereits fest.

Orientierung schaffen

In seiner Eröffnungsrede am Donnerstag betonte Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, die Vorreiterrolle der Kreativwirtschaft, wenn es um die Veränderung von Marktprozessen gehe. Wie viele andere Wirtschaftszweige sei aber auch die Kreativwirtschaft den „Gefahren des Zurücklehnens“ ausgesetzt. „Wir müssen jetzt die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um einen von der Gesellschaft getriebenen Pfad der Digitalisierung einzuschlagen. ‚Mind the Progress‘ ist ein wichtiger Schritt, um Orientierung zu schaffen, gegenwärtige Prozesse zu verstehen, zu beurteilen und - schlussendlich - zu handeln“, sagte der Senator für Kultur und Medien.

Transparenz vs. Sichtbarkeit

Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft: „Nach unserem ersten Kongress ‚Work in Progress’ ist das Thema ‚New Work‘ erfolgreich im Mainstream angekommen. Nun wollen wir mit ‚Mind the Progress’ die Frage nach dem Verhältnis von Kreativität und Digitalisierung, Inhalt und Technologie stärker in den gesellschaftlichen Diskurs rücken.“ 

Transparenz vs. Sichtbarkeit, Komplexität vs. Vereinheitlichung, Dezentralisierung vs. Monopolisierung – in der Eröffnungskeynote brachte Prof. Dr. Sascha Friesike, Professor für Digitale Innovation an der VU Universität Amsterdam, die Ambivalenz des Kongressthemas zum Ausdruck. 

VR als künstlerische Ausdrucksform

Panel-Speakerin Minjoo Cho, Creative Interaction Technologist Indeed Innovation GmbH, gab einen positiven Ausblick auf das wachsende Repertoire an Chatbots und Sprachassistenten: Diese führten uns zurück zu einer ursprünglichen Form der Kommunikation. Thomas Mickeleit, Director of Communications Microsoft Deutschland, fügte dem hinzu, dass gerade in der Werbebranche das Ende des Screens vorauszusehen sei. Prof. Dr. Christian Stöcker, Studiengangsleiter Digitale Kommunikation HAW Hamburg, mahnte vor den manipulativen Potentialen von User Interfaces, die immer effektiver zu einer ständigen Interaktion mit den Benutzerschnittstellen verleiteten. 

In einem Panel zu digitalen Kunstformen warb Ulrich Schrauth, künstlerischer Leiter des VRHAM! Virtual Reality and Arts Festival, für den Perspektivwechsel, den Virtual Reality ermögliche: Die Technologie schaffe Empathie und damit neue Potentiale als künstlerische Ausdrucksform. 

Neue Geschäftsmodelle

Noch nie haben Konsument/innen auf so ein breites Musikangebot zugreifen und Musiker/innen ihre Visionen so einfach umsetzen können, sagte Prof. Peter Kabel, Professor für Interaction Design und Service Design an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), in einem Panel zu neuen Möglichkeiten für Geschäftsmodelle in der Kreativwirtschaft. Digitale Vertriebsplattformen schafften einerseits maximale Effizienz, würden aber auch das Risiko des Kontrollverlusts über den produzierten Content bergen, so eine Kernaussage des Panels. Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft, vertrat die Ansicht, dass eine Dezentralisierung der Vertriebskanäle, wie es mit der Blockchain möglich werde, eine große Chance für Kreative als Schöpfer der Inhalte bedeute.

Künstliche Intelligenz als kreativer Partner?

Eine philosophische Dimension nahm der Diskurs in einem Panel zu den Potentialen Künstlicher Intelligenz (KI) als kreativer Partner des Menschen an. Wissenschaftsjournalistin und Philosophin Dr. Manuela Lenzen betonte, dass bis heute nicht klar belegt sei, wie menschliche Kreativität funktioniert. Es gebe zwar Strategien aber keine Mechanismen um Kreativität zu befördern. Technikphilosoph und Publizist Mads Pankow erläuterte, dass digitale Technologien anders als das menschliche Bewusstsein nicht dazu in der Lage seien, die Außen- und die Innenwelt – das menschliche Empfinden und die Reflexion darüber – zeitgleich zu erfassen. 

Mind the Progress wurde veranstaltet von der Hamburg Kreativ Gesellschaft in Kooperation mit nextMedia.Hamburg und dem VRHAM! Festival. Weiterer Partner war die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. 


Eine weitere Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis Digitalisierung und Kreativität und eine Fortsetzung des Kongresses sind in 2019 geplant.

Foto: Selim Sudheimer

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